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WIEN
Simon von Stampfer in Wien (1826-1864)
Am 22. Dezember 1825 wurde Simon von Stampfer die Professur für Praktische Geometrie am k.k. Polytechnischen Institut in Wien verliehen.
Ansicht des k.k. Poytechnischen Institutes zu Wien
Ansicht des k.k. Poytechnischen Institutes zu Wien
(unmittelbar nach ihrer Errichtung), nach einem alten
Stich aus den städtischen Sammlungen Wien, Foto: Allmer
Das k.k. Polytechnische Institut zu Wien wurde 1815 mit allerhöchster Genehmigung Kaiser Franz I gegründet.
Der erste Direktor war Professor Johann Josef PRECHTL.
Eine ausführliche Beschreibung und die komplette Baugeschichte dieses monumentalen Baues ist in den Jahrbüchern des k.k. Polytechnischen Institutes nachzulesen (Band I, 1819, und Band II, 1820

Umbenennungen:
1815 k.k. Polytechnisches Institut zu Wien
1865 Technische Hochschule
1975 Technische Universität
1826 übersiedelte Simon von Stampfer mit der Familie nach Wien in die Taubstummengasse Nr. 64 (heute Haus Nr. 3), wo er fast 40 Jahre seines Lebens verbrachte. Er wohnte im dritten Stock des rückwärtigen, nach Süden gerichteten Traktes. Seine Fensterreihe verlief auf den Garten des k.k. Theresianums. Das Haus, das im Jahr 1817/18 auf einem Teil des Gartenareals der Taubstummenanstalt (Taubstummengasse Nr.5) errichtet worden ist, ist heute leider nicht mehr erhalten. Es fiel 1971 der Spitzhacke zum Opfer und es entstand ein Wohnungsneubau mit einer farblosen Fassade.
22. März 1826 trat er das Lehramt an und entwickelte sich zum Reformator für den geodätischen Unterricht und zum Begründer einer einheitlichen Lehre der Praktischen Geometrie. Die Normen wurden für andere Lehranstalten vorbildlich wirksam. Der Großteil seiner Vorträge und Vorlesungen ist nie veröffentlicht worden.
1826 kam Tochter Barbara zur Welt.
1828 verfasste Simon von Stampfer theoretische Grundlagen für die Fertigung hochwertiger Optik, und wendete diese auch an (Fraunhofsche Objektive). Er entwickelte vergleichende Prüfungsmethoden für Fernrohre und Messverfahren zur Ermittlung der Krümmungshalbmesser von Linsen, sowie des Brechungs- und Zerstreuungsvermögens des Glases. Der Nachlass Stampfers aus dieser Zeit ist verloren gegangen.
1833 erhielt er ein Privilegium für seine Erfindung der "optischen Zauberscheibe". Stampfers Stroboskopische Scheiben wurden von der Wiener Kunsthandlung "Trentsensky & Vieweg" kommerziell verwertet.
1836 reichte Simon von Stampfer ein zweites Privileg ein mit dem Titel: "Beschreibung des Nivellier-Instrumentes, mit 2 Abbildungen, von Stampfer & Starke". Über 3000 Stück wurden in der mechanischen Werkstätte des k.k. Polytechnischen Institutes gebaut und verkauft.
Weitere Leistungen und messtechnische Arbeiten Stampfers: das Stampfersche Planimeter, optische Entfernungsmesser, der Weinvisierer, die Turmuhr am Rathaus zu Lemberg. Stampfer war mitverantwortlich für die späte Einführung des metrischen Maßsystems in der österreichischen Monarchie.
1847 war Simon von Stampfer unter den ersten, die bei der Gründung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu wirklichen Mitgliedern ernannt wurden. Er übernahm in vielen Kommissionen die Hauptarbeit, und veröffentlichte über 25 wissenschaftliche Arbeiten in den Sitzungsberichten und Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie von 1847-1864.
Mitglieder der math.-naturhist. Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Simon Stampfer ist der fünfte von rechts in der hinteren Reihe . Neben ihm rechts Prechtl und Koller, Quelle: ÖNB- Bildarchiv
Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, die 1847 in Wien gegründet wurde, war Freiherr HAMMER von PURGSTALL, sein Generalsekretär war ETTINGHAUSEN.

Als Gründungsmitglieder erschienen: LABUS und CARLINI aus Mailand, BALBI aus Venedig, WEBER aus Merann, JÄGER aus Innsbruck, ZIPPE, PRESL, SCHAFABRIK, KREIL, PALACKY und REDTENBACHER aus Prag, UNGER aus Graz, PRECHTL, GRILLPARZER, ARNETH, PATSCH, STAMPFER, HEIDINGER; HÜGEL, CHMEL, SCHRÖTTER, MÜNCH-BELLINGHAUSEN, HYRTL und AUER aus Wien.
Bild: Mitglieder der math.-naturhist. Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Simon von Stampfer ist der fünfte von rechts in der hinteren Reihe . Neben ihm rechts Prechtl und Koller, Quelle: ÖNB- Bildarchiv
1848 Simon von Stampfer zog sich vom Lehramt zurück wegen seiner zunehmender Schwerhörigkeit, eine Unfallsfolge in seiner Kindheit. Trotzdem übernahm er Vorlesungen bis zum Studienjahr 1853, da sein Nachfolger - sein ehemaliger Schüler Christian Doppler - nach einem Jahr am k.k. Polytechnischen Institut Direktor des neu gegründeten Physikalischen Instituts wurde.
1849 wurde Simon von Stampfer von "Se. Majestät dem Kaiser das Ritterkreuz Allerhöchst Seines Leopold-Orden" verliehen. Leopoldorden Foto: AllmerFoto: Allmer
1850 wurde Simon von Stampfer der russische Sankt-Annen-Orden auf grund seiner Vorleistungen für die spätere Einführung des metrischen Systems in Rußland verliehen; ebenso für vorbereitende Arbeiten der LITTROW´schen Gradmessung vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer (ungefähr 2000 km, um 1850).

Sankt Annen-Orden Foto: AllmerFoto: Allmer
1850 starben Stampfers` Sohn Anton, und Tochter Barbara Maria an Lungentuberkulose.
1853 Simon von Stampfer beschäftigte sich nach dem Rücktritt vom Lehramt nur mehr mit Astronomie. Er berechnete die totale Sonnenfinsternis 1842 und 1851. Er führte photometrische Messungen durch, um Durchmesser der kleinen Planeten zwischen Mars und Jupiter und die scheinbaren Durchmesser der Fixsterne zu berechnen.
Sein wahres Interesse galt die Erforschung der Kometen, die er von seiner Wohnung in der Taubstummengasse 3 aus mit einem Frauenhoferschen Fernrohr beobachtete.

Die Ergebnisse veröffentlichte er in 9 Abhandlungen in den "Astronomischen Nachrichten" die von 1858 bis 1864 erschienen.
Altersbildnis von Simon Stampfer 1853 von Adolf Dauthage
Altersbildnis von Simon von Stampfer 1853 Adolf Dauthage
1856 Nach dem Tod seiner Frau hatte er nur mehr Kontakt zu wenigen Freunden, sein Mechaniker Christoph Starke, Professor Kreil, Pater Marian Koller. Außerdem besuchte er noch die Sitzungen in der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
1864 Simon von Stampfer starb am 10.11. in Wien an einem Schlaganfall in der Taubstummengasse 3 und wurde auf dem katholischen Matzleinsdorfer Friedhof begraben.
Im Zuge der Stadterneuerung und Regulierung wurden alle innerstädtischen Friedhöfe aufgelassen und 1879 ein neuer großer Friedhof für alle Wiener und für alle Konfessionen in Simmering angelegt.
Es wurde 1880 ein Gräberbuch aufgelegt, in dem die Angehörigen die Möglichkeit einer Umbettung auf den neuen Wiener Zentralfriedhof hatten. Der Archivdirektor K. Weiss wählte 335 Gräber von hervorragenden Persönlichkeiten aus und schrieb die Grabinschriften ins Gräberbuch, unter anderem von Christoph Gluck, Anton Salieri, Johann Josef Prechtl, Simon Plössl. Das Gräberbuch befindet sich im "Wiener Stadt-und Landarchiv" MA8, Magistrat der Stadt Wien, Rathaus, A 1082 Wien.
Simon von Stampfer lag im Grab Nr. 1827; seine Angehörigen (Ehegattin und die zwei Kinder Anton und Barbara) schienen auf der Grabinschrift nicht auf.
update 2004-11-12   HOME | BIOGRAPHIE | LEISTUNGEN | BIBLIOGRAPHIE | SYMPOSIUM | LINKS 
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