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PROF. FRITZ TIEFENTHALER IN DEN OSTTIROLER WURZELN
«zurück OSTTIROLER BOTE 2000/43: Künstlerische Kraft aus Osttirol  

Auch Osttiroler Äpfel fallen nicht weit vom Stamm: Prof. Fritz Tiefenthaler aus Matrei hat einen Teil seiner künstlerischen Ader sicher vom Vater geerbt.
Vater Martin Tiefenthaler war zwar "nur" Gelegenheitsarbeiter, aber mit vielen Berufen; unter anderem auch Maler. Und er legte seinem Sohn Fritz sicherlich das künstlerische Talent in die Wiege, wie man das so schön nennt.
"Mein Vater war einer der sanftesten und auch einer der lustigsten Menschen", erinnert sich Sohn Fritz an seine Zeit im Elternhaus in Matrei in Osttirol. Vater Martin gestaltete neben der Malerei auch Faschingszeitungen und spielte obendrein noch Theater und war darum weitum bekannt. Mutter Maria, eine geborene Zabernig aus Innsbruck, aufgewachsen in Oberdrum, war schon etwas strenger und musste es wahrscheinlich als Ausgleich auch sein. Durch Näharbeiten - übrigens auch im künstlerischen Bereich - verdiente sie etwas Haushaltsgeld dazu, um die vier Kinder zu ernähren. Leider ist von den Kindern der Familie Tiefenthaler nur mehr Fritz am Leben. Paula war die Älteste, nannte sich mit Ehenamen Errath und war Landwirtschaftslehrerin in der Peggetz in Lienz. Martha war die nächste, schrieb sich später Rupprechter. Dann kam der einzige Sohn Fritz - am 2. September 1929 - zur Welt, und danach vervollständigte Tochter Erika den Kinderreigen. Erika verschlug es privat nach Stuttgart, und war später in Pörtschach wohnhaft.
Nach vier Jahren Volksschule in Matrei und vier Jahren Gymnasium in Lienz besuchte Fritz Tiefenthaler anschließend die Meisterschule für Maler und Bildhauer in Graz. Bereits als Kind hat der junge Fritz schon immer gezeichnet und gemalt und tat dies natürlich auch in der Schule.
"Die Lehrer haben mir oft sogar den Bleistift weggenommen, damit ich nicht immer zeichne", meint heute lächelnd Fritz Tiefenthaler und er erinnert sich auch noch gut an die Aufnahmeprüfung in die Meisterschule in Graz, die im Jahre 1944 in die Kriegszeit fiel. Die hat er natürlich mit Bravour bestanden. Nicht so lustig war jedoch das Leben im Heim in Graz. Es gab in vierundzwanzig Stunden nur einmal Essen und die Schulzeit wurde durch Luftangriffe und damit verbundene Aufenthalte im Luftschutzkeller immer wieder unterbrochen. Trotzdem hat Fritz Tiefenthaler in dieser Zeit viel gearbeitet; jedoch nicht mehr in der Malerei sondern er mutierte zum Bildhauer. Dies war nicht unbedingt seine eigene Entscheidung; die Professoren dort wollten es so. Er hatte eben ebenso Talent für diese ausdruckshafte Kunst, denn auch als Kind schnitzte er schon gerne.
Im Jahre 1948 inskribierte Fritz Tiefenthaler an der Akademie in Wien und wurde damit Schüler, später sogar Mitarbeiter berühmter Meister wie Prof. Wotruba, Prof. Leimfeldner und des weltbekannten Altmeisters und Verfechters der Dreiklang-Künste - Architektur, Plastik und Malerei - Prof. Clemens Holzmeister. Vor allem Prof. Leimfeldner fiel das Talent des jungen Osttirolers auf und dieser hatte immer viele öffentliche Aufträge in der Tasche. So wurde Fritz Tiefenthaler während seiner Studienzeit zum Mitarbeiter Prof. Leimfeldners bei der Wiederherstellung der Wiener Staatsoper ebenso auserkoren wie als Mitarbeiter beim neuen Salzburger Festspielhaus unter Clemens Holzmeister. Die künstlerischen Qualitäten von Fritz Tiefenthaler fanden in der Aufnahme in den Wiener Artclub vollends die Anerkennung.
Im Herbst 1970 wurde Fritz Tiefenthaler zum ordentlichen Professor der Bildenden Künste an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien und übernahm dort auch den Lehrstuhl. So vermittelte er nicht nur jungen Künstlern sein umfangreiches Wissen, sondern gestaltete unzählige Skulpturen, von denen hier nur einige erwähnt seien: Das Felbertauerndenkmal hinter dem Schloss Weißenstein in Matrei i. O., das Lenz Moser-Denkmal in Rohrendorf bei Krems, das Denkmal im Marchfeld für die Weltmeister im Pflügen, ein Großrelief für das Wirtschaftszentrum in Wien, eine Großwandgestaltung in Keramik für ein Wiener Bankinstitut, das Johann Strauß-Denkmal in Paris, das Mozart-Denkmal in Tokyo und der von der Spitze des Rathauses kopierte Rathausmann auf dem Platz vor dem Wiener Rathaus.
Nicht so bekannt ist seine Tätigkeit als Grafiker für das Münzamt. So gestaltete er die Entwürfe für viele 50-S-Münzen: Das Parlament, die Uni Innsbruck, die Gendarmerie, die ORF-Münze, Mariazell, um nur einige zu nennen. Trotz der vielen Arbeit als Lehrstuhlinhaber und auch durch die Privataufträge, nahm er sich noch Zeit, in seiner Heimat etwas zu leisten. So entstanden auch in Osttirol bleibende Monumente des Künstlers, die er wegen chronischem Zeitmangel teils in seinen Urlaubstagen geschaffen hat. So die Keramikarbeit an der Fassade der Lienzer Sparkasse sowie die Brunnenanlage im Pausenhof der Volks- und Hauptschule seiner Heimatgemeinde Matrei. Die Osttiroler Wurzeln des Fritz Tiefenthaler sind eben intakt und werden es auch bleiben. So sechs bis sieben Mal im Jahr kommt er in seinen Heimatort Matrei. So war er kürzlich sogar drei Wochen in seinem ererbten Elternhaus am Lindenweg, das er mit viel Liebe saniert und ausgebaut hat und das ihm als Urlaubsdomizil dient. Dort in den Osttiroler Bergen entspannt er sich richtig und holt sich neue Kraft für seine Unternehmungen, die er braucht, um weitere Kunstwerke schaffen zu können. Fritz Tiefenthaler ist trotz Pensionierung noch höchst aktiv und praktisch jeden Tag in seinem Atelier an der Simmeringer Hauptstraße in Wien zu finden.
Kraft holte er sich auch immer wieder im privaten Bereich, in der Familie. Bei einem Atelierfest bei Prof. Leimfeldner, bei dem er aktiv mithalf und für die Gäste grillte, lernte er die Wienerin Elisabeth Dorn kennen. Sie war damals in einem Büro in der Werbebranche tätig. Am 13. Juli 1956 wurde in Wien geheiratet. Sohn Martin, Jahrgang 1956, trat beruflich auch in die künstlerischen Fußstapfen des Vaters. Er studierte Malerei und ist jetzt Professor für Grafik.
"Darüber habe ich eigentlich noch nie nachgedacht", meint Prof. Fritz Tiefenthaler zur Frage, ob er sich als Osttiroler oder als Wiener fühlt. Seine Wurzeln sind eindeutig in Osttirol und das zeigt auch sein "Mattinger" Dialekt, den er immer wieder hervorkramt, wenn er in seiner Heimat ist oder sich mit Tirolern trifft. In Wien "verfeinert" er natürlich seine Aussprache entsprechend, und in Wien hat er noch viel zu tun. Und wenn es ihm danach ist, dann schafft er sogar Kunstwerke zu seiner eigenen Freude. Eine Freude, die dem Osttiroler Künstler ins Gesicht geschrieben ist, und der auch gerne lacht und scherzt. So sieht man ihm sein Alter gar nicht an; aus Altersfalten wurden eben Lachfalten.

Schon im Alter von sechs Jahren
war Zeichnen und Malen die Lieblingsbeschäftigung des jungen
Fritz Tiefenthaler.

Fritz Tiefenthaler als Student, fotografiert vom berühmten Friedensreich Hundertwasser.

Prof. Fritz Tiefenthaler in
seinem Atelier in Wien,
umrahmt von vielen
übermannshohen Entwürfen.
Foto: ersiBILD