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MAG. VALENTIN WURNITSCH IN DEN OSTTIROLER WURZELN
«zurück OSTTIROLER BOTE 1998/41: Kleine Bilder gehen um die Welt

"Es liegt mir auf der Zunge", ist ein landläufiger Spruch, wenn einem etwas nicht gleich einfällt. Daß ein ganzer Osttiroler auf der Zunge zu liegen kommt geschieht zumeist unbewußt. Außer es macht sich jemand die Mühe, zückt eine Lupe und versucht den kleingedruckten Namen unter vielen österreichischen Briefmarken zu entziffern. V. Wurnitsch wird er dort am unteren Rand entdecken, die Zunge wird dann die Hinterseite benetzen, dann drauf auf den Brief und ab geht die Post.

Auch in seinem Elternhaus beim "Winkler" in Virgen ging ganz schön die Post ab. Allerdings erst nach der Geburt von Valentin Wurnitsch, denn er war der erste Sproß der Eheleute Franz und Agnes, als er am 14. August 1946 im Sternzeichen des Löwen das Licht der Welt erblickte. Es folgten nämlich noch zehn Geschwister, sodaß fünf Buben und sechs Mädchen am elterlichen Bauernhof in etwa ein Gleichgewicht ergaben. Das Verhältnis zu den Eltern bezeichnet Valentin Wurnitsch zwar als - der damaligen Zeit angepaßt - patriachalisch, jedoch trotzdem als sehr gut. So wie sich auch die Geschwister untereinander blendend vertrugen; einmal abgesehen von den üblichen Scharmützeln zwischen Brüdern und Schwestern.

"Wir verstehen uns heute noch sehr gut", betont Valentin Wurnitsch mit Nachdruck und bestätigt eine Tatsache, die gerade diese Serie "Osttiroler Wurzeln" immer wieder aufspürt: Osttiroler Familien halten zumeist zusammen wie "Pech und Schwefel", und je mehr sie sind, umso fester sind die Bande.

Auch die schulische Weichenstellung nach der Volksschule klingt wie eine Wiederholung. Auch mit dem jungen Valentin ging die Post ab nach Schwaz ins dortige Paulinum. Der damalige Kooperator Girstmaier legte dies der Familie Wurnitsch nahe, und besonders die Mutter hätte es ganz gern gesehen, wenn der Valentin Pfarrer würde. Doch nach der Matura beschritt Valentin Wurnitsch einen ganz anderen Weg; er wollte niemals Pfarrer werden. Da er bereits in der Schule ein sehr guter Zeichner war, entschloß er sich nach der Matura und dem Militärdienst für ein Studium an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. Er beschäftigte sich intensiv mit Glasmalerei und schaffte auch gleich das Fundament für seine jetzige berufliche Tätigkeit: Grafik-Design und Schriften. Während dieser Zeit, also von 1968 bis 1974, arbeitete er bereits als Werbefachmann, auch um sein Studium und den Unterhalt zu finanzieren.

In dieser Zeit lernte er auch seine Frau Christine, eine Wienerin, kennen. Sie war ebenfalls Studentin an der gleichen Akademie. Sie beschäftigt sich nun mit der Malerei, verfaßt lyrische Gedichte und arbeitet auch als Kunsttherapeutin.
Heute arbeitet Valentin Wurnitsch als eigener Betrieb in einer Arbeitsgemeinschaft in Wien. Er entwickelt dort Firmenzeichen, entwirft spezielle Schriften und zeichnet Grafiken. Richtig bekannt und auch berühmt wurde er aber mit den österreichischen Sonderbriefmarken, die er entwarf. Dabei begann er damit sehr unkonventionell, aber mutig. Da er an bestimmten Briefmarken einiges auszusetzen hatte und seiner Meinung nach die gestellten Themen schlecht umgesetzt wurden, schickte er kurzerhand einen Alternativvorschlag einer bereits bestehenden Marke an den damaligen Generaldirektor der Post. Die Einladung zu einem Wettbewerb folgte auf dem Fuße und die Ideen des Osttirolers schlugen ein: Seit diesem Zeitpunkt hat Valentin Wurnitsch bereits mehr als 50 österreichische Sonderpostmarken entworfen.

"Ich kann abstrakte Themen gut umsetzen", erklärt er seinen Erfolg. Es ist eben nicht immer einfach, für bestimmte Veranstaltungen oder Gelegenheiten die richtigen Symbole oder Grafiken zu finden. Der Bezug zum Thema soll erhalten bleiben und auch ersichtlich sein und dazu soll das kleine Stückchen Papier auch gefällig aussehen. Österreichs Briefmarken werden bei den Philatelisten weltweit als die Schönsten eingestuft, und dies sind Vorgaben, denen sich nur Spitzengrafiker stellen können. Dabei sieht das fertige Werk oft so einfach aus. Als Beispiel nennt Valentin Wurnitsch die Sonderpostmarke zum Weltschachbundkongress 1985 in Graz. Er machte einfach die Weltkugel zu einem dreidimensionalen Schachbrett, versah das Bild noch mit dem offiziellen Zeichen des Weltschachbundes, sowie der Angabe des Wertes und fertig war die Briefmarke, die allgemein ein sehr positives Echo auslöste. Ganz einfach, wenn man es kann. Aber in der Einfachheit liegt generell die Kunst des guten Designers.

Auch Firmenlogos leben von optimaler Erkennbarkeit bei größtmöglichster Schlichtheit. Und Valentin Wurnitsch versucht seine Qualität auch laufend zu steigern.

"Mein Erfolg ist der Erfolg meines Kunden", dokumentiert er die Wechselwirkung zwischen Designer und Werbekunden. Auch für Osttirol ist er zeitweise tätig. So entwickelte er das Logo seiner Heimatgemeinde Virgen und gestaltet zur Zeit die Internetseiten der ID-Energiesysteme in Matrei in Osttirol. Privat kommt er leider nicht so oft ins Virgental. "Meist nur zwei- bis dreimal im Jahr", gibt er zu. Er ist eben vielbeschäftigt. Dafür rührt er in der Stadt Wien für seine Heimat kräftig die Werbetrommel. Es gibt in der Bundeshauptstadt eine Vereinigung "Club Osttirol" - dieser wird in den Osttiroler Wurzeln noch öfters eine Rolle spielen - und dort ist er in führender Position tätig. Für Urlaube hat Valentin Wurnitsch auch sehr wenig Zeit; Abenteuerurlaube hätten es ihm angetan. Fit hält er sich mit dem Laufsport; im vorigen Jahr nahm er sogar am Wien-Marathon teil. Die Plazierung weiß er heute nicht mehr genau. Ist auch nicht so wichtig. Entscheidender ist, daß er als Schöpfer österreichischer Briefmarken mit Weltruhm die Nr. 1 ist!

Die Familie Wurnitsch mit Sommerfrischlern (links) und Valentin (ganz rechts).Valentin Wurnitsch setzt Themen um.

Foto: (ersi BILD) Briefe mit Wurnitsch-Marken gehen in alle Welt.